Von John DeVore, Entwickler und CEO der amerikanischen High End Lautsprecher Manufaktur aus Brooklyn / New York.
Übersetzt von Arnd Rischmüller, HEAR GmbH, Vertrieb für DeVore in Deutschland, Österreich und der Schweiz und zwei engagierten Händlern in Deutschland.
Die meisten mechanischen und elektrischen Vorgänge ändern sich in den ersten Stunden, Tagen und Wochen des Gebrauchs durch einen Vorgang, der als Einspielen oder (Burn-In/Break-In) bezeichnet wird. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Automobilbranche - sie empfiehlt bei den meisten Neuwagen, während der ersten tausend Meilen langsam zu fahren, um das Auto einzufahren. Tatsächlich werden in Consumer Reports (Stand 2011) alle Testfahrzeuge zunächst 2000 Meilen eingefahren, bevor eine Analyse durchgeführt wird.
Bei HIFI Geräten ist es ähnlich. Verschiedene Komponenten ändern sich im Laufe der Zeit, dadurch kann sich auch der Klang ändern. In einem Lautsprecher kann dieser Effekt sehr ausgeprägt sein, da sowohl passive elektronische Komponenten (Kondensatoren, Widerstände usw.) als auch mechanische Komponenten (Tieftöner, Hochtöner, Spulen, Lautsprecher Sicken usw.) eingespielt werden, sozusagen mechanisch geschmeidig gemacht werden.
Das Einspielen wirkt sich sehr stark auf das Dielektrikum von Bauteilen und Kabeln aus. Ob man diesen Effekt auch hört, hängt davon ab, welche Bauteile in der Schaltung verwendet werden, wie die Schaltung aufgebaut ist und wie transparent das System insgesamt klingt. Meiner Erfahrung nach ist es sehr wichtig, dass ich beim Prototypenbau neuer Lautsprecher immer eingespielte Kondensatoren, Widerstände und Spulen verwende. Dadurch verhindere ich, dass der Burn-In-Effekt das Design nachteilig beeinflusst.
Das Einspielen der mechanischen Komponenten wie Tieftöner und Hochtöner wirkt sich auf ihr tatsächliches physikalisches Verhalten aus. Die meisten Parameter, die bei der akustischen Abstimmung verwendet werden, sowie das Ansprechverhalten in den Frequenz Übergangsbereichen verändern sich durch das Einspielen.
Die von den Lautsprecherherstellern veröffentlichten Parameter basieren im Allgemeinen auf Messungen von eingespielten Chassis. In diesem Zustand wird das Chassis während des größten Teils seines Arbeitslebens betrieben. Es würde keinen Sinn machen, ein sorgfältig abgestimmtes Lautsprechersystem zu entwickeln, das nur für die ersten paar hundert Betriebsstunden, wie vorgesehen, funktioniert.
Bis 2004 haben wir im Handbuch für unsere Lautsprecher 100-200 Stunden Einspielzeit empfohlen. Während der Entwicklung der Silverback Reference (das Referenzmodell bis zum Erscheinen der Gibbon X) wurde mir klar, dass 200 Stunden nicht ausreichten, um dieses neue Modell zu einem Punkt zu bringen, den ich für repräsentativ und für seine tatsächliche Leistungsfähigkeit hielt.
Selbst nach 1000 Stunden (!) Einspielzeit waren noch deutlich hörbare Verbesserungen wahrzunehmen. Daher habe ich diese lange Einspielzeit in das Handbuch aufgenommen. Die deutlichsten Änderungen bzw. Verbesserungen finden in den ersten 200 Stunden statt.
Ich möchte betonen. dass unterschiedliche Designs von DeVore Lautsprechern auch unterschiedlich durch das Einbrennen beeinflusst werden. Beispielsweise verändert sich die ursprüngliche DeVore Gibbon-8 wahrscheinlich noch nach mehr als 1000 Stunden Betriebszeit; dies fiel aber kaum auf, da die Transparenz nicht groß genug war.
In den ersten 100 Stunden des Einbrennens wurde jedoch offensichtlich, dass der Tieftöner nicht mehr richtig ausgerichtet war, sondern nur noch das Gehäuse und der Port stimmte, eine perfekte Ausrichtung der Bassqualität und -erweiterung fand erst am Ende der Einspielzeit statt. Weniger offensichtlich, aber immer noch klar waren Verbesserungen, im Mittel- und Hochton-Bereich, als die Treiber und die Frequenzweiche endlich zusammen die Spezifikationen erfüllten.
Mit der weitaus komplexeren Silverback-Referenz (Altes Referenz Model vor der Gibbon X) wurde dieser Effekt zehnmal deutlicher. Die Frequenzweiche war nicht nur weitaus komplexer, sie enthielt auch viele hochwertige Komponenten und "exotische" Papier- und Ölfolienkondensatoren. Die Bassabstimmung des Zwei-Tiefton-Vier-Kammer-Systems war ebenfalls sehr viel präziser, so dass es beim Einbrennen Phasen geben würde, in denen sich die tiefen Frequenzen dramatisch ändern würden, wenn sich die Tieftöner ändern und 50 Stunden lang mager klingen oder plötzlich wummern würde und erst nach 100 Stunden gut klingen. Es dauerte wirklich 500 Stunden, bis sich das Bass-Tuning der Silverback Reference in den meisten Setups stabilisierte.
Diese Art von Unterschieden spiegeln sich auch in unseren neueren Modellen wider: Die Gibbon 3XL oder die Orang-Utan 93 erreichen nach etwa 200 Stunden weitgehend ihre beste Klang-Leistung. Eine Gibbon X, Orang-Utan 96 und Orang-Utan 96 Reference zeigen jedoch deutliche Verbesserungen beim Einspielen über einen längeren Zeitbereich. Mindestens 500 Stunden sind erforderlich, bis diese Lautsprecher ihre endgültige Leistungsfähigkeit erreichen.
Eine weitere Erfahrung, in Zusammenhang mit dem Einspielen, machte ich kürzlich bei der Entwicklung des Orang-Utan 96 Reference-Systems. Wir kamen sehr nahe an das Ergebnis, ich hatte eine bestimmte Idee für das Abstimmen des Tieftoners und des Gehäuses, das ich ausprobieren musste/wollte. Wir haben zwei Sätze von O 96 Ref. / A-Lautsprechern gebaut, und nur diese Einstellung geänderten, und die Treiber (Tieftöner, Hochtöner und Super-Hochtöner) montiert. Das eine Paar hatte Chassis und Frequenzweichen mit Tausenden von Stunden Einspielzeit. Das andere Paar hatte ein identisches Set, das jedoch nur 500 Stunden lang eingespielt war. Der Unterschied zwischen dem unterschiedlichen Einspielen der Chassis war dermaßen groß, dass er alle Unterschiede in der anderen Abstimmung völlig zunichtemachte. Dass Paar mit den länger eingespielten Teilen hatte dermaßen deutlich besser geklungen, dass keine anderen Bewertungen vorgenommen werden konnten. Die Chassis mussten weitere 500 Stunden laufen, und ich verdrahtete alle Lautsprecher neu, damit ich auf beiden Paaren die gleichen Frequenzweichen verwenden konnte. Obwohl es noch einen deutlichen Unterschied bei den Chassis gab, waren sie jetzt so nah, dass ich mit den restlichen Tests weitermachen konnte.
Herzlich Ihr John DeVore
Statement von John DeVore über das Altern der DeVore LS
Da wir Film-Kondensatoren in der Frequenzweiche benutzen und die Sicken aus Gummi sind, halten die Lautsprecher eine sehr lange Zeit, 15 bis 25 Jahre und länger, wenn Sie sachgemäß angesteuert werden und nicht durch zu große Lautstärke zerstört werden und das mit der Lautstärker ist leider immer relativ!
Mit Bedauern und zugleich mit großer Genugtuung stelle ich fest, dass DeVore-Besitzer meine Lautsprecher extrem lange behalten. Sie kaufen eher neue Elektronik als neue Lautsprecher ...